Welche Stoffe brauche ich zum Windelnähen?

Es gibt unendlich viele Stoffe auf dem Markt, aber nicht alle eignen sich für Stoffwindeln. Ich erkläre dir hier einige empfehlenswerte Stoffe.

Ich lese ja öfter bei einer Facebook-Gruppe mit die sich nur mit dem Stoffwindelnähen beschäftigt. Und es fällt mir in letzter Zeit auf, das dann gefragt wird: kann ich einen Duschvorhang als Nässeschutz benutzen, kann ich den oder den Stoff benutzen? Gerade die PUL-Stoffe sind ganz, ganz spezielle Stoffe und leider in Deutschland (zumindest bisher) noch kaum erhältlich.

Unser Angebot an Windelstoffe findet ihr im Shop hier. Aber einige Stoffe, gerade das Saugmaterial, findet ihr auch zu Hause in Eurem Schrank oder bei Verwandten oder Freunden.

Hier eine Liste, welche Stoffe für das Windelnähen genutzt werden können:

Überhosen

  • PUL-Stoffe = das sind mit Polyurethan beschichtete Stoffe. Sie sind atmungsaktiv, lassen Feuchtigkeit nach außen verdunsten und lassen auch Luft nach innen durch. Die Nässe bleibt im großen und ganzen innen. Jetzt kann aber fast jeder Stoff mit PU beschichtet werden, für die Überhosen/Windel ist folgendes wichtig: der Stoff an sich soll Wirkware sein. Also ein Strickstoff, Jerseystoff. Dabei kann der Stoff aus Baumwolle – dann besteht aber leicht die Gefahr, das Feuchtigkeit nach außen gezogen wird. Für die Stoffwindeln sind Polyesterstoffe besser. Der Strickstoff ist dehnbar, elastisch und passt sich so gut der Windel und den Bewegungen an. Und lasst auch nicht von dem Wort „Strickstoff“ irritieren, die verwendeten Stoffe sind meist dünn und elastisch. Es gibt auch PUL Stoff aus Webware, stellt auch ein Küchenhandtuch vor – das ist meist ein ganz klassisches Leinwandgewebe mit Fäden die horizontal und vertikal verlaufen.  Bei den Windelstoffen liegt die dünne PU-Beschichtung auf der linken Seite – also innen, auf der „unschönen“ Seite.

Kurz gesagt: idealer PUL für Windeln ist aus einem Polyesterjersey, dünn und stretchig, elastisch, und auf der Innenseite dünn beschichtet.

  • Wolle: die Wolle sollte möglichst unbehandelt sein und ohne weiteren Fasern. Je mehr andere Fasern mit dabei sein (Baumwolle, Acryl), umso weniger kann der restliche Wollanteil an Feuchtigkeit aufnehmen  (bis zu 30%) und seine Funktion erfüllen. Wenn alte Wollpullover zu Longies recycelt werden, dann auf die Materialzusammensetzung schauen oder im Zweifelsfall doch noch eine dünne andere Überhose darunter verwenden. Dann ist die Longie zwar nicht die reine Überhose, aber eine gute, wärmende Hose.
  • Fleece: kann aus dünnem oder dicken Mikrofaserstoff bestehen. Eventuell noch eine PUL-Schicht in die Mitte einnähen, dann kann auch bei Druck wie im Kindersitz oder Tragetuch die Flüssigkeit nicht so schnell nach außen entweichen. Auch Fleece lässt Feuchtigkeit nach außen verdampfen, Luft kann zirkulieren. Allerdings kann der Fleecestoff an sich keine Feuchtigkeit aufnehmen. Ist die Saugeinlage voll, dann drückt es nach auße. Wolle hingegen bietet noch einen Puffer.

Saugende Stoffe

Baumwolle, Viskose aus Bambus, Hanf mit Baumwolle sind gute saugende Stoffe die alle unterschiedliche verarbeitet sein können. Nicht nur das Material sondern auch die wie es gewebt oder gestrickt wurde hat Auswirkungen auf die Saugleistung.

  • Frottestoffe sind durch das Schlingengewebe sehr gut bei weichen Muttermilchstuhl verwendbar. Die Schlingenstruktur sorgt dafür, dass das Flüssigere erstmal nach weiter unten sackt und oben bleiben die festeren Bestandteile.
  • Aufgerauhte Stoffe wie Flannel, Fleece oder Molton oder Velour saugen ebenfalls sehr gut auf. Fleece ist übrigens nicht immer ein Polyestervliesstoff gemeint (aus dem ja viele Pullover / Jacken sind), sondern ein gestrickter Stoff der auf einer Seite aufgerauht ist.
  • Jerseystoffe  sind auch gut verwendbar, denn meist sind sie weich und saugfähig. Aus Jerseystoffen lassen sich auch schöne Stoffbinden nähen. Der Stoff ist ein bisschen glatt und fühlt sich gut auf der Haut an.
  • Gewebte Stoffe eignen sich teilweise. So sind z. B. Mullwindeln aus Gazestoffen, das Gewebe ist sehr leicht, recht lose miteinander verwebt und ist dadurch ganz gut geeignet für den Einsatz als Windelstoff. Flannell oder Molton aus Baumwolle dagegen sind sehr dicht gewebt aber aufgerauht. Und dadurch saugfähig.
  • Man könnte auch Geschirrtücher als Windeln nehmen, es gibt auch Stoffwindeln in der sogenannten Köperbindung. Dabei ist der Stoff fest verwebt. Aber diese Stoffe werden immer seltener nachgefragt. Denn die Stoffe werden auch nach mehrmaligen Waschen und Trocknen nicht wirklich weich – und das mögen wir Eltern nicht. Oder? Harte, feste Stoffe an Babyhaut? Hm, könnte Reibung erzeugen und damit wunde Stellen.
  • Mikrofaserfrotte: Das ist ein Frotteestoff aus Mikrofaser und dieser Stoff sollte nicht direkt auf die Haut kommen. Denn er saugt auch die hauteigene Feuchtigkeit auf, entzieht Hautfett = meist führt das zu Rötungen. Aus diesem Stoff werden Einlagen genäht, die in Pocketwindeln eingelegt werden bzw. von einem weiteren Stoff bedeckt sind. Der Urin wird bei diesem Stoff auch nicht von der Faser selber aufgesaugt sondern in den Hohlräumen zwischen den Fasern gelagert. Das ist auch der Grund warum bei Druck dieser Stoff die Flüssigkeit dann leicht verliert, der Urin wird nach außen gedrückt, die Windel läuft aus.

Wenn ihr alte Frottetücher oder Bettwäsche oder Shirts habt: super. Die eigenen sich hervorragend zum vernähen.  Sie sind gut eingewaschen und darum schon saugfähig. Daraus lassen sich schöne Windeln, Stoffbinden oder Einlagen nähen.

Noch ein Tip: lieber Einlagen so nähen, das sie sich aufklappen lassen. Je weniger Stofflagen miteinander vernäht werden, umso besser werden die Urinreste ausgespült und umso schneller trocknen die Einlagen. Das Ausspülen ist sehr wichtig, denn verbleibende Reste führen irgendwann zu stinkenden Windeln und greifen auch auf Dauer die Fasern an.

Stoffe die die Haut trockener halten

Sie heißen oft Dryliner / Coolmax / Mikrofaserfleece / Stay Dry etc. **
Das sind Stoffe die den Urin nicht aufsaugen. Ihre Aufgabe ist es einfach nur, die Haut trockener zu halten und die Flüssigkeit an die darunter liegenden Saugeinlagen weiterzuleiten. Es gibt Kinder die vertragen diese Stoffe sehr gut, andere reagieren aber auf die Kunstfasern oder auch einfach nur auf bestimmte Stoffe mit Rötungen.  Meist sind diese Stoffe aus Kunstfasern (wie Polyester oder Polyamid), es gibt aber auch Stoffe wie den Dryliner der ein Gemisch aus Baumwolle + Kunstfaser ist.

Hilfreiche Kurzwaren zum Stoffwindelnähen

  • KAM Snaps oder BabySnaps: Zange und Druckknöpfe, damit könnt ihr die Windeln, Einlagen oder Stoffbinden mit Druckknöpfen  aus Kunsstoff bestücken (oder auch mit Metalldruckknöpfen)
  • Klettverschluß: dabei benötigt ihr meist mehr Flauschband als Hakenband, kleiner Tip: denkt an Gegenkletts für die Wäsche! Wir haben die Marke TouchTape im Sortiment, die werden auch in den USA sehr viel zum Windelnähen genommen. Diese Kletts halten auch viele Waschgänge bei höheren Temperaturen aus. Eine andere Marke die oft in den USA empfohlen wird ist Applix.
  • Falzgummi für Bein- und Bauch/Rückenabschlüsse. Oft wichtig bei Überhosen oder AIOs.
  • Gummi für Beinbündchen / Rückengummi: guter Sitz
  • Geeignete Nadeln: Jerseynadeln, Ball Point Nadeln, Super Stretch Nadeln (je nach Hersteller schwankt die Bezeichnung). Diese Nadeln für alle gestrickten Stoffe. Für den PUL verwenden viele auch Microtex Nadeln.
  • Garn: bei den Windeln zumindest für alle Außennähte Polyestergarn, Baumwollgarn leitet Flüssigkeit weiter.
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